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Carlos Antonio López

Carlos Antonio LopezCarlos Antonio López Ynsfrán (* 4. November 1790 in Asunción; † 10. September 1862 ebenda) war vom 14. März 1841 bis 13. März 1844 Konsul und vom 14. März 1844 bis zu seinem Tod am 10. September 1862 Präsident von Paraguay.

Will mann das Leben und Wirken von Carlos Antonio López und seinem Sohn wirklich verstehen, muß man sich erst einmal von der allgemein geltenden Sichtweise in die Denk- und Lebensweise der Paraguayer hineinversetzen. Hätte es damals schon die "Oberste Direktive" des Star-Trek-Universums gegeben, würden heute sicherlich Brasilianer, Argentinier, Engländer und Amerikaner auf der Anklagebank sitzen. Aber wie kommen wir zu einer solchen Schlußfolgerung? Betrachten wir einfach einmal die ganze Situation aus der Sicht eines Paraguayers.

Gewiß ist es unbestritten, daß López ab 1840 die fast unbestrittene Kontrolle über Paraguay übernahm, die er bis zu seinem Tod behalten sollte, aber das seiner Amtszeit vorausgegangene Gerangel, hatte ihm gezeigt, daß es nötig war, das Volk mit sanfter aber diktatorischer Hand zu führen. Zunächst war er Sekretär der herrschenden Militärjunta (1840–1841), wurde dann auf dem Kongreß am 14. März 1841 neben Mariano Roque Alonso Romero einer der beiden Konsuln (1841–1844) und schließlich am 13. März 1844 Präsident mit weitestgehend diktatorischer Gewalt. Unter seiner Regierung erlebte das Land eine wahre Blütezeit. Auch die Anerkennung der Unabhängigkeit des Landes durch seine Nachbarn Argentinien und Brasilien, sowie durch die USA und Großbrittanien fällt in seine Regierungszeit. Es wurde der erste Stahlverkleidete Hochseedampfer Südamerikas in Asunción vom Stapel gelassen und die erste Eisenbahnlinie von Asunción nach Encarnacion gebaut. Schon in seinem zweiten Regierungsjahr wurde am 24.11.1842 (übrigens 20 Jahre vor den USA) die Sklaverei abgeschafft. Fast während der gesamten Regierungszeit konnte das Land doppelt soviel Waren exportieren, wie importieren und wurde dadurch zu einem Machtfaktor in Südamerika. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger José Gaspar Rodríguez de Francia, war ihm seine Familie sehr wichtig und er gab einigen Verwandten hohe Ämter. Sein Bruder wurde mit der Zustimmung des Papstes Erzbischof und sein Sohn Francisco Solano López Oberbefehlshaber der Armee.

Es wird gern behauptet, er hätte auf politischer Ebene den Kurs seines Vorgängers José Gaspar Rodríguez de Francia fortgesetzt und weiterhin auf eine Politik des Autarkismus gesetzt, aber er öffnete die Grenzen des Landes wieder und regierte es mit Gerechtigkeit und Güte. In Konflikt mit Nachbarländern und Großbritannien und den USA, brachten ihn allerdings immer wieder seine Bemühungen unabhängig zu bleiben, denn darin sahen sie eine Gefährdung ihrer Geschäftsinteressen. Durch den Import von Maschinen und Technologie versuchte López vom Ausland so unabhängig wie möglich zu werden. Alle Importe konnten ohne Kredite bezahlt werden, so daß das Land keinerlei Abhängigkeiten eingehen mußte. Diese Politik machte Paraguay zu einem der wirtschaftlich fortschrittlichsten Ländern Südamerikas.

Wäre López ein so despotischer Herrscher gewesen, wie man ihn oft in Europa darstellt, dann wäre er wohl kaum noch heute auf den Geldscheinen im Wert von 5.000 Guaraní zu sehen. Seine sterblichen Überreste sind im nationalen Pantheon in Asunción beigesetzt.

Nach seinem Tod am 10. September 1862 wurde sein ältester Sohn Francisco Solano López (1826–1870) Präsident von Paraguay.