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Paraguay Info Portal

Immobilien in Paraguay

Gerade für deutsche Einwanderer ist die eigene Immobilie, neben dem eigenen Auto, sicherlich das erstrebenswerteste Ziel. Die guten Nachrichtenen sind, daß es hier noch für jeden ein bezahlbares eigenes Grundstück gibt und der Erwerb auch keine großen Probleme aufwirft. Die schlechten Nachrichten sind die, daß es kaum möglich ist aus der Ferne ein Grundstück zu erwerben und man Zeit und Geduld braucht.

Was man sich als Europäer kaum vorstellen kann, ist in Paraguay Realität, denn es gehören 90% der Fläche des Landes ganzen 1% der Bevölkerung. Dieses Problem ist zum großen Teil auf die riesigen Latifundien aus der Kolonialzeit, aber auch auf große Konzerne der Neuzeit, zurückzuführen. Oft sind auch riesige Gebiete in Familienbesitz, wie z.B. der Familie des ehemaligen Präsidenten Cartes, des zweitgrößten Steuerzahlers des Landes, mit seinen Tabakplantagen.
Der zweite Stolperstein ist das Mißverständnis von Besitz und Eigentum. Dies können ehemalige DDR-Bürger wohl am einfachsten nachvollziehen, da es hier damals ähnliche Verhältnisse gab. Es gibt in Paraguay ein Besitzrecht an Ländereien, deren Eigentümer ein anderer ist.
Ein drittes Problem sind die Deutschen unter sich - klingt lustig, ist es aber gar nicht. Deutsche Einwanderer haben neben dem Einwanderungshelfer auch den Job des Immobilienmaklers in Paraguay erfunden, zumindest für Privat-Immobilien. Hier mag es sicherlich auch richtig schwarze Schafe geben, aber die meisten sind wohl eher als "grau" zu bezeichnen, denn sie betrügen definitiv nicht und trotzdem fühlen sich ihre Kunden später oft betrogen. Woran liegt das?

Grundstücksverkäufe finden in Paraguay so gut wie gar nicht über Internetseiten statt, sondern entweder über Mundpropaganda oder über Facebook. Auf beides hat ein Europäer aus der Ferne keinen Zugriff. Das erste ist klar, aber bei Facebook steht fast immer nur eine Telefonnummer. Hier meldet sich nicht immer der Eigentümer, sondern manchmal einfach jemand, der seinem "Freund" helfen will, das Grundstück zu verkaufen. Bei einem solchen Telefonat ist natürlich immer alles in bester Ordnung und alle Papiere sind natürlich vorhanden. Nahezu 100% aller auf Internetseiten angebotener Grundstücke werden entweder von Deutschen verkauft oder gemakelt. Die Preise sind dabei in den meisten Fällen weit unter den deutschen für vergleichbare Grundstücke oder Häuser. Der "Einwanderer" sieht so ein "Schnäppchen" und schlägt zu. Egal, ob er es vorher gesehen hat oder nicht, es wird fast immer der Beschreibung entsprechen. Nun vergeht einige Zeit, er lernt das Land und die Leute besser kennen - vielleicht auch dummerweise den früheren Besitzer - und irgendwann stellt der Einwanderer fest, daß er Haus und Grundstück auch für die Hälfte hätte bekommen können. Fazit davon ist, daß der Makler, der nichts als die Wahrheit gesagt hat, nun ein Betrüger ist.

Tips für den Grundstückskauf

Der wohl wichtigste Tip ist einfach "paciencia" - Geduld. Nicht umsonst heißen die Kunden eines Arztes so, einen deutschstämmigen Makler treiben solche Menschen zum Wahnsinn.
Der zweite gute Rat ist natürlich die Information vor Ort. Das muß nicht unbedingt eine Reise dorthin sein, es genügt eine wirklich vertrauenwürdige Person und die vielen "Luftansichten", die es heute gibt. Stellt man sich noch einige Bäume weniger auf dem Grundstück vor, hat man schon einen sehr guten Einblick, vor allem in die Nachbarschaft, was sehr wichtig ist.

Haus mit Pool

Besitz oder Eigentum?
Wer hier an eine Spitzfindigkeit und Wortklauberei denkt, hat weit gefehlt, denn es ist ein himmelweiter Unterschied. Ein großer Teil der ländlichen Fläche wird von der INDERT (Instituto Nacional de Desarrollo Rural y de la Tierra) verwaltet. Ein gebürtiger Paraguayer - und wirklich ausschließlich der - kann eine solche Fläche bis zu seinem Lebensende nutzen, also besitzen. Stirbt er, tritt einfach ein Familienmitglied, natürlich ebenfalls gebürtiger Paraguayer, an seine Stelle. Auf diese Weise können Familien unbegrenzt auf diesem Land leben, aber verkaufen können sie es nicht - oder doch?
Ja, es werden unzälige solcher Grundstücke auf Facebook angeboten, denn es sind längst die kostenlosen "Sahnestückchen" in festen Händen. Klar bekommt der "verkaufende" Paraguayer kein weiteres Grundstück mehr, aber die Familie ist ja groß. Der "Käufer" hat als gebürtiger Paraguayer auch keine Probleme, sofern er noch kein Grundstück hat, sonst ist hier wieder ein Familienmitglied gefragt. Für Ausländer, egal woher sie kommen, sind solche Grundstücke absolut wertlos, denn wenn der eingetragene Besitzer stirbt, fallen sie an die INDERT zurück.

Unverzichtbar - der Titel
Der sog. Titel ist der echte Eigentumsnachweis. Seit einigen Jahren wird sogar ein elektronischer Katasterauszug als AutoCAD-Datei auf CD mitgeliefert, man sollte ihn nur lesen können, dann sind alle Unklarheiten beseitigt. Dieser Titel ist für alle, die nicht gebürtige Paraguayer sind, unverzichtbar für den Erwerb eines Grundstückes. Beim Kauf muß man sich auf die Escribania (Notariatsbüro) verlassen können, denn bevor man den Titel in der Hand hat, können schon locker 10 Monate vergehen.

Anzahlung - auch ein Stolperstein
Als Europäer freut man sich natürlich, wenn man möglichst wenig anzahlen muß und der große Teil erst am Ende fällig ist, aber hier gibt es einen Haken. Anders als in Deutschland, hat der Verkäufer hier die Möglichkeit, vom Vertrag zurückzutreten, wenn nicht mindestens ein Viertel des vereinbarten Kaufpreises angezahlt wurden. Ärgerlich, wenn alles andere gut gelaufen ist und nun der Verkäufer doch nicht mehr will.

INDERT-Grundstück geht doch
Wir wollen zum Schluß nicht verheimlichen, daß es doch eine Möglichkeit gibt, ein INDERT-Land zu kaufen. Der Besitzer hat die Möglichkeit, einen Titel für sein Land zu beantragen. Diesen muß er aber sofort bezahlen und dann 10 Jahre - jawohl, zehn ganze Jahre - auf die Ausstellung warten. Stirbt er derweil, ist es ein GViertellück für INDERT.

Lotes oder andere Arten des Beteiligung
In der Nähe von Ballungsräumen ist eine neue Art des Immobilienmarktes entstanden. Man kauft ein großen Grundstück, natürlich mit Titel, gründet eine Firma, teilt das Grundstück in kleine Parzellen (Lotes) von mindestens 600m² auf und verkauft diese Parzellen als Anteil an der Firma. In einigen Regionen funktioniert dies wunderbar, in anderen gar nicht.
Es gibt auch immer wieder, vor allem durch Einwanderer, Projekte, die gigantische Ländereien erwerben und dann damit werben, sich hier einkaufen zu können. Für uns wäre dies keine Option gewesen, aber es sei dem Einzelnen überlassen, diese Projekte für sich abzuklopfen. In der Regel führen alle diese Wege niemals zu Eigentum, sondern, wenn überhaupt, zu Besitz.
Fazit ist, man braucht sich in Paraguay keine größeren Gedanken beim Grundstückskauf zu machen, als in Deutschland, nur etwas andere. Was in Deutschland die später geplante Autobahn an der Gartengrenze ist, ist in Paraguay die durch den Garten galoppierenden Rinder - beides nicht gerade angenehm und hier wie dort als böse Überraschung möglich.