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Die Jesuiten in Paraguay - oft als Jesuitenstaat bezeichnet

Der ehemalige Ritter Ignatius von Loyola gründete am 15. August 1534 einen ganz besonderen Orden, der in der Folgezeit viele unterschiedliche Phasen durchlebte. Von der "Sondereinsatztruppe" für besonders schwere Fälle in der katholischen Kirche bis zu den Verboten des Ordens reicht die bunte Palette. Das Wirken der Jesuiten in Paraguay (hier ist die La Plata-Region gemeint) wird heute genauso unterschiedlich gesehen. Für die einen war es der einzige jemals bestehende und wirklich funktionierende Kommunismus, für andere war es "nur" eine geschickte Taktik, um die Indianer in eine andere Form der Abhängigkeit zu treiben.
Jesuitenreduktion TrinidadFest stehen jedoch ein paar Eckdaten, wie z.B. die Tatsache, daß kein Indianer gezwungen wurde in den Reduktionen, so hießen die Indio-Städte, zu leben, sondern alle freiwillig hierher kamen. Alle waren bereit, ihr Leben für die Reduktionen zu opfern und es entstand eine Art kleines Paradies, welches so gut funktionierte, daß es zuerst bei den Portugiesen und später bei den Spaniern zu so großem Neid führte, daß sie sich mit dem Papst gegen den Jesuiten-Orden stark machten. Dieses führte zur vollständigen Vernichtung aller Reduktionen im Jahr 1767 und zur Verhaftung vieler Jesuiten. Die Ruinen einiger Reduktionen im heutigen Paraguay, Argentinien und Brasilien zeugen noch immer von diesem großartigen Projekt.
Als Paraguay wurde zu dieser Zeit die ganze La Plata Region bezeichnet und es herrschten sehr unklare Grenzen zwischen spanischen und portugiesischen Gebieten, was ebenfalls ein Grund für den Niedergang war.

Die Zeit der Jesuiten im Überblick:
Das Encomienda-System hatte in ganz Südamerika zu katastrophalen Zuständen geführt. Die Eingeborenen wurden in allen Gebieten dezimiert, da das System nur oberflächlich betrachtet gerecht zu sein schien. Bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, daß es grausamer war als die Sklaverei, da die "Verwalter" keinen wirtschaftlichen Verlust erlitten, wenn ein Indio starb - im Gegensatz zu einem Sklaven, der ihn Geld gekostet hat. Der Franziskaner Luis de Bolaños kam 1575 nach Asunción und entwickelte die Idee der späteren Reduktionen. Die unterschiedliche Zielsetzung der Kirche, die eine Missionierung anstrebte und den "Eroberern", die nur ihre Profite suchten, führte dazu, daß die Kirche immer stärker versuchte, die getauften Indios zu schützen - die ungetauften blieben Freiwild.

Die ersten Jesuiten kamen bereits 1549 auf Geheiß des portugiesischen Königs nach Südamerika, arbeiteten aber zunächst nur unter den Europäern. Erst 1576 begann die Indianer Mission am Titicacasee und 1588 in Paraguay (La Plata). Es wurden die ersten Dörfer für die Einheimischen Guaraní gegründet. Da die Padres die Sprache erlernten, Weißen und Mestizen den Zutritt zu den Dörfern verweigerten und eine an die Lebensgewohnheiten der Guaraní angepaßte Missionierung betrieben, strömten bald massenweise Guaraní in die neuen Dörfer, die Reduktionen. Die ersten Reduktionen entstanden in Guayra (Brasilien) und im heutigen Bundesstaat Misiones in Argentinien. Im Jahr 1737 gab es 30 Guaraní-Reduktionen in der La Plata Region mit mehr als 140.000 Bewohnern, sowie weitere 70 Jesuitensiedlungen in Südamerika.

Der Erfolg dieser etwas anderen Mission gab Anlaß zu Neid und Mißgunst unter den Konquistadoren und es kam wiederholt zu Angriffen auf die Reduktionen, vor allem durch die portugiesischen Bandeirantes, die gern die Eingeborenen als Sklaven verkauften. 1640 entstand aus der Notwendigkeit, sich wehren zu müssen, ein mit Schußwaffen ausgerüstetes und gut ausgebildetes Guaraní-Heer, welches auch der Spanischen Krone einige Dienste leisten konnte. Die andauernden Grenzstreitigkeiten zwischen Portugal und Spanien führten 1750 zu einem Vertrag, nach dem sieben Reduktionen an Portugal fallen sollten. Diese sollten unverzüglich geräumt werden, es kam aber zu blutigen Kämpfen, die von den Eingeborenen verloren wurden. Von nun an entbrannte eine wüste Verfolgungskampagne gegen die Jesuiten. Es wurden unhaltbare Vorwürfe über gewaltige Reichtümer, die in den Reduktionen erwirtschaftet worden seien, erhoben und besonders von dem Jesuiten-Feind Pombal in Potugal eine regelrechte Verschwörungstheorie aufgebaut. Unter dem wachsenden Druck erließ der König von Spanien 1767 den Befehl, alle Jesuiten des Landes zu verweisen, welcher auf brutalste Art in Spanien und in den Kolonien umgesetzt wurde. Die Reduktionen wurden schon bald danach geplündert auf der Suche nach dem "Jesuitenschatz", den es natürlich nicht gab. So ging das "Heilige Experiment", wie die 150 jährige Jesuitenmission auch genannt wurde, zu Ende und damit auch der Schutz der indigenen Bevölkerung.